Schaden in Pen-and-Paper-Rollenspielen: Ein umfassender Leitfaden
Was ist Schaden?
Schaden ist ein zentrales Konzept in vielen Pen-and-Paper-Rollenspielen (P&P RPGs) und bezeichnet die negativen Auswirkungen von Angriffen, Fallen, Zaubern, Krankheiten oder anderen gefährlichen Effekten auf die körperliche oder geistige Unversehrtheit eines Charakters oder einer Kreatur. Schaden wird in der Regel in Form von numerischen Werten ausgedrückt, die von den Trefferpunkten (TP), Lebenspunkten (LP) oder einem ähnlichen Wert des Ziels abgezogen werden. Wenn die TP oder LP eines Charakters auf 0 oder darunter fallen, gilt er in den meisten Systemen als kampfunfähig, bewusstlos oder sogar tot.
Schaden ist ein wichtiges Element vieler P&P RPGs, da er dazu dient, die Gefährlichkeit von Kämpfen und anderen Herausforderungen darzustellen und den Spielern die Konsequenzen ihrer Handlungen vor Augen zu führen. Er ist oft eng mit anderen Spielmechaniken wie Rüstungsklasse, Resistenzen, Rettungswürfen und Heilung verbunden.
Arten von Schaden
In vielen P&P RPGs gibt es verschiedene Arten von Schaden, die sich in ihrer Quelle, ihren Auswirkungen und der Art und Weise, wie sie berechnet oder vermieden werden, unterscheiden. Einige häufige Schadensarten sind:
- Physischer Schaden: Schaden, der durch körperliche Angriffe, Waffen, Stürze, Fallen oder andere physische Einwirkungen verursacht wird. Beispiele sind Hiebe, Stiche, Schnitte, Quetschungen oder Brüche. Physischer Schaden wird oft in Kategorien wie Hieb-, Stich- oder stumpfen Schaden unterteilt.
- Feuerschaden: Schaden durch Feuer, Hitze oder Verbrennungen. Kann von brennenden Waffen, Zaubern wie *Feuerball* oder von Umgebungsgefahren wie Lava verursacht werden.
- Kälteschaden: Schaden durch extreme Kälte, Eis oder Frost. Kann von eisigen Zaubern, Kältefallen oder dem Aufenthalt in kalten Umgebungen verursacht werden.
- Säureschaden: Schaden durch Säure, die z. B. von manchen Monstern verspuckt wird, oder durch ätzende Fallen ausgelöst werden kann.
- Giftschaden: Schaden durch Gifte, die durch Bisse, Stiche, vergiftete Waffen oder andere Methoden zugefügt werden können. Giftschaden wirkt oft über einen längeren Zeitraum und kann zusätzliche Effekte haben.
- Elektrischer Schaden: Schaden durch Elektrizität oder Blitze, z. B. durch elektrische Fallen, Blitze schleudernde Zauberstäbe oder Schockwaffen.
- Schallschaden: Schaden durch extrem laute oder starke Schallwellen, z. B. durch bestimmte Zauber oder die Schreie mancher Monster.
- Psychischer Schaden: Schaden, der den Geist oder die Psyche eines Charakters angreift, z. B. durch Illusionen, Gedankenkontrolle oder psychische Angriffe.
- Nekrotischer Schaden: Schaden, der durch die Manipulation von Lebensenergie oder durch untote Kreaturen verursacht wird. Nekrotischer Schaden kann die maximale Anzahl an Trefferpunkten eines Charakters reduzieren oder ihn am Heilen hindern.
- Strahlungsschaden: Schaden durch magische oder übernatürliche Strahlung, z. B. durch bestimmte Zauber oder durch die Berührung eines verfluchten Gegenstands.
- Energieschaden: Ein Oberbegriff für verschiedene Arten von magischem oder elementarem Schaden, wie z. B. Feuer, Kälte, Säure, Blitz oder Schall.
Einige Systeme unterscheiden auch zwischen Waffenschaden, der von der verwendeten Waffe abhängt, und Attributsschaden, der direkt die Attribute eines Charakters reduziert (z. B. Stärkeschaden durch ein Gift).
Berechnung von Schaden
Die genaue Berechnung von Schaden variiert von System zu System, folgt aber in der Regel einem ähnlichen Muster:
- Schadenswurf: Nach einem erfolgreichen Angriff wird in der Regel ein Schadenswurf durchgeführt, um die Höhe des verursachten Schadens zu bestimmen. Dies geschieht meist durch das Würfeln mit einem oder mehreren Würfeln, die von der verwendeten Waffe, dem Zauberspruch oder der Fähigkeit abhängen. Z. B. könnte ein Langschwert 1W8 Schaden verursachen, während ein Feuerball 6W6 Schaden verursachen könnte.
- Modifikatoren: Zum Ergebnis des Schadenswurfs werden oft Modifikatoren addiert oder subtrahiert, die sich aus den Attributen des Angreifers (z. B. Stärke bei Nahkampfangriffen), der Qualität der Waffe oder anderen Faktoren ergeben können.
- Resistenzen und Schwächen: Viele Systeme haben Regeln für Resistenzen und Schwächen gegen bestimmte Schadensarten. Ein Monster, das gegen Feuer resistent ist, würde z. B. nur den halben Schaden durch Feuer erleiden, während ein Monster mit einer Schwäche gegen Feuer doppelten Schaden erleiden könnte.
- Rüstung und Schadensreduktion: In manchen Systemen reduziert die Rüstung oder die natürliche Panzerung eines Charakters den erlittenen Schaden direkt, entweder um einen festen Wert oder um einen bestimmten Anteil.
- Anwendung des Schadens: Der berechnete Schaden wird von den Trefferpunkten oder Lebenspunkten des getroffenen Charakters abgezogen.
- Besondere Effekte: Einige Angriffe oder Effekte können neben dem Schaden auch zusätzliche Auswirkungen haben, wie z. B. das Verursachen von Zuständen (vergiftet, gelähmt, etc.), das Zurückstoßen des Gegners oder das Zerstören von Ausrüstung.
Einige Systeme, wie z. B. *Fate* oder *Apocalypse World*, verwenden abstraktere Methoden zur Schadensermittlung, die weniger auf Würfeln und mehr auf der gemeinsamen Erzählung und den Entscheidungen der Spieler basieren.
Quellen von Schaden
Schaden kann aus verschiedenen Quellen stammen:
- Waffenangriffe: Die häufigste Schadensquelle sind Angriffe mit Waffen, sei es im Nahkampf oder im Fernkampf. Die Art und Qualität der Waffe hat in der Regel großen Einfluss auf den verursachten Schaden.
- Zaubersprüche und magische Effekte: Viele Zaubersprüche und magische Fähigkeiten können direkten Schaden verursachen, z. B. durch Feuerbälle, Blitze oder magische Geschosse.
- Fallen: Charaktere können Schaden erleiden, wenn sie in Fallen tappen oder von ausgelösten Mechanismen getroffen werden.
- Umwelteinflüsse: Extreme Hitze oder Kälte, Stürze aus großer Höhe, Feuer, Rauchvergiftung, Ertrinken oder andere Umwelteinflüsse können ebenfalls Schaden verursachen.
- Krankheiten und Gifte: Krankheiten und Gifte wirken oft über einen längeren Zeitraum und können neben Schaden auch andere negative Effekte haben.
- Besondere Fähigkeiten: Viele Monster und Kreaturen haben besondere Angriffe oder Fähigkeiten, die Schaden verursachen, z. B. der Feueratem eines Drachen, der Säurespucker einer Riesenameise oder der Biss eines Werwolfs.
- Psychischer Schaden: Manche Systeme haben Regeln für geistigen oder psychischen Schaden, der durch Horror, Wahnsinn, Gedankenkontrolle oder andere mentale Angriffe verursacht wird.
Schaden vermeiden oder reduzieren
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Charaktere Schaden vermeiden oder reduzieren können:
- Rüstung und Schilde: Das Tragen von Rüstung und/oder einem Schild erhöht in vielen Systemen die Rüstungsklasse oder den Verteidigungswert eines Charakters und macht es wahrscheinlicher, dass Angriffe ihn verfehlen oder weniger Schaden verursachen.
- Hohe Attribute: Hohe Konstitution oder ein vergleichbares Attribut erhöht oft die Trefferpunkte. Geschicklichkeit verbessert die Rüstungsklasse.
- Ausweichen und Parieren: Manche Systeme erlauben es Charakteren, Angriffen aktiv auszuweichen oder sie mit einer Waffe oder einem Schild zu parieren.
- Resistenzen und Immunitäten: Bestimmte Völker, Klassen oder Kreaturen können Resistenzen oder sogar Immunitäten gegen bestimmte Schadensarten haben, z. B. Feuerresistenz bei einem Feuerelementar oder Giftimmunität bei einem Untoten.
- Deckung und Positionierung: Charaktere können Deckung suchen oder sich taktisch klug positionieren, um seltener getroffen zu werden oder den Schaden zu reduzieren.
- Zauber und magische Gegenstände: Es gibt oft Zaubersprüche, Tränke oder magische Gegenstände, die die Verteidigung eines Charakters verbessern, seine Trefferpunkte erhöhen oder ihn vor bestimmten Schadensarten schützen können.
- Spezialfähigkeiten: Manche Klassen oder Kreaturen haben besondere Fähigkeiten, die es ihnen erlauben, Schaden zu vermeiden oder zu reduzieren, z. B. die Fähigkeit, sich zu tarnen, sich in eine gasförmige Form zu verwandeln oder erlittenen Schaden zu regenerieren.
- Rettungswürfe: Bei bestimmten Arten von Angriffen oder Effekten können Charaktere einen Rettungswurf durchführen, um den Schaden zu reduzieren oder ganz zu vermeiden (siehe Artikel zu "Rettungswurf").
Spezialfälle und Sonderregeln
Viele Systeme haben zusätzliche Regeln für besondere Arten von Schaden oder spezielle Situationen im Kampf:
- Kritische Treffer: Ein besonders gut gelungener Angriffswurf kann einen kritischen Treffer zur Folge haben, der zusätzlichen Schaden verursacht (siehe Artikel zu "Kritisches Ereignis").
- Hinterhältige Angriffe: Manche Klassen oder Kreaturen können unter bestimmten Umständen, z. B. wenn sie einen Gegner überraschen oder flankieren, zusätzlichen Schaden verursachen.
- Flächenschaden: Einige Angriffe oder Effekte, wie z. B. Explosionen oder Feuerbälle, können mehrere Ziele in einem bestimmten Bereich treffen und Flächenschaden verursachen.
- Anhaltender Schaden: Manche Angriffe oder Effekte verursachen nicht nur einmaligen Schaden, sondern auch anhaltenden Schaden über mehrere Runden, z. B. durch Feuer, Säure oder Gift.
- Attributsschaden: Einige Angriffe oder Effekte können die Attribute eines Charakters direkt reduzieren, z. B. Stärkeschaden durch ein Gift oder Intelligenzschaden durch einen Gedankenschinder.
- Tödlicher vs. nicht-tödlicher Schaden: Manche Systeme unterscheiden zwischen tödlichem und nicht-tödlichem Schaden. Nicht-tödlicher Schaden dient dazu, einen Gegner bewusstlos zu schlagen oder kampfunfähig zu machen, ohne ihn zu töten.
- Schadensschwellen: Einige Systeme verwenden das Konzept der Schadensschwelle, bei dem ein bestimmter Wert an Schaden erreicht werden muss, bevor ein Ziel überhaupt Schaden nimmt. Dies repräsentiert z.B. die Widerstandsfähigkeit von massiven Objekten.
Schaden in verschiedenen Systemen
Hier sind einige Beispiele, wie Schaden in verschiedenen Rollenspielsystemen gehandhabt wird:
- Dungeons & Dragons: In D&D wird Schaden durch Waffen, Zaubersprüche und andere Effekte verursacht und von den Trefferpunkten eines Charakters abgezogen. Kritische Treffer verursachen zusätzlichen Schaden. Rüstung erhöht die Rüstungsklasse und macht es schwerer, getroffen zu werden.
- Pathfinder: Funktioniert ähnlich wie D&D, bietet aber mehr Optionen für verschiedene Schadensarten, Resistenzen und die Reduktion von Schaden.
- Das Schwarze Auge: Hier bestimmt die Rüstung, wie viel Schaden ein Treffer verursacht. Außerdem gibt es Regeln für verschiedene Trefferzonen und die Auswirkungen von Wunden.
- Shadowrun: In *Shadowrun* hängt der Schaden von der Waffe und der Anzahl der Erfolge beim Angriffswurf ab. Rüstung reduziert den Schaden direkt. Es gibt tödlichen und nichttödlichen Schaden.
- Call of Cthulhu: In *Call of Cthulhu* werden Trefferpunkte und geistige Stabilität durch Schaden und andere Effekte reduziert. Kämpfe sind oft sehr gefährlich und können schnell tödlich enden.
- Fate: Hier wird Schaden als Konsequenz in Form von Aspekten oder durch das Auslösen von Konzessionen dargestellt, anstatt die Gesundheit in Form von Punkten zu reduzieren.
Darstellung und Beschreibung von Schaden
Als Spielleiter ist es wichtig, Schaden nicht nur mechanisch abzuhandeln, sondern auch anschaulich zu beschreiben und seine Auswirkungen auf die Spielwelt und die Charaktere zu verdeutlichen.
- Verwende bildhafte Sprache: Beschreibe, wie der Angriff trifft, wie die Rüstung beschädigt wird, wie Wunden entstehen und wie der getroffene Charakter reagiert. Nutze alle Sinne, um den Schaden greifbar zu machen.
- Variiere deine Beschreibungen: Vermeide es, immer die gleichen Floskeln zu verwenden. Passe deine Beschreibungen an die Art des Schadens, die Waffe und die Situation an.
- Zeige die Konsequenzen: Verdeutliche die Auswirkungen von Schaden auf die Charaktere. Ein Charakter mit niedrigen Trefferpunkten sollte angeschlagen wirken, humpeln oder bluten. Zeige auch, wie sich der Schaden auf die Umgebung auswirkt, z. B. durch zerstörte Gegenstände oder Spuren am Kampfplatz.
- Gib den Spielern Feedback: Gib den Spielern klares Feedback über den Zustand ihrer Charaktere. Sage ihnen, wie viel Schaden sie einstecken, welche Verletzungen sie haben und wie sich dies auf ihre Handlungen auswirkt.
- Nutze Schaden als erzählerisches Mittel: Verwende Schaden, um die Geschichte voranzutreiben und die Charakterentwicklung zu fördern. Lasse die Charaktere auf ihre Verletzungen reagieren, sowohl körperlich als auch emotional.
- Passe den Detailgrad an: Achte darauf, wie viel Gewalt und Blut deine Spieler vertragen und passe den Detailgrad deiner Beschreibungen entsprechend an.
Tipps für den Umgang mit Schaden
Hier sind einige zusätzliche Tipps für Spieler und Spielleiter im Umgang mit Schaden:
Für Spieler:
- Schütze dich: Trage die bestmögliche Rüstung, nutze Deckung und versuche, Treffern auszuweichen, um den erlittenen Schaden zu minimieren.
- Heile dich: Nutze Heilzauber, Tränke oder andere Mittel, um verlorene Trefferpunkte wiederherzustellen, bevor es zu spät ist.
- Kenne deine Grenzen: Überlege dir gut, welche Risiken du eingehst und wann es besser ist, sich zurückzuziehen, anstatt einen Kampf bis zum Tod zu riskieren.
- Spiele die Auswirkungen von Schaden aus: Berücksichtige den erlittenen Schaden beim Rollenspiel und in deinen Entscheidungen. Ein schwer verletzter Charakter wird sich anders verhalten als ein unverletzter.
- Nutze alternative Taktiken: Wenn direkter Schaden nicht effektiv ist, überlege dir alternative Taktiken, wie z. B. den Gegner zu schwächen, zu kontrollieren oder zu umgehen.
Für Spielleiter:
- Sei fair: Achte darauf, dass der ausgeteilte Schaden angemessen ist und die Regeln korrekt angewendet werden. Vermeide es, die Spieler unfair zu bestrafen oder zu bevorzugen.
- Nutze verschiedene Schadensarten: Variiere die Arten von Schaden, die die Spielercharaktere erleiden, um sie vor unterschiedliche Herausforderungen zu stellen und sie zu zwingen, verschiedene Verteidigungsstrategien zu entwickeln.
- Gib Hinweise auf den Zustand von Gegnern: Beschreibe, wie angeschlagen oder verletzt ein Gegner wirkt, damit die Spieler seinen Zustand einschätzen können.
- Belohne clevere Taktiken: Wenn die Spieler kreative oder clevere Wege finden, um Schaden zu vermeiden oder zu reduzieren, belohne sie dafür, z. B. durch einen Bonus auf ihre Verteidigung oder eine geringere Schwierigkeit.
- Töte Charaktere nicht leichtfertig: Der Tod eines Charakters sollte eine ernste und bedeutsame Konsequenz sein, nicht etwas, das ständig und ohne Grund passiert. Gib den Spielern eine faire Chance, dem Tod zu entgehen.
- Nutze Schaden als erzählerisches Mittel: Verwende Schaden und Verletzungen, um die Geschichte voranzutreiben, die Charakterentwicklung zu fördern und die Stimmung der Szene zu beeinflussen.
Fazit
Schaden ist ein grundlegendes Konzept in vielen Pen-and-Paper-Rollenspielen und dient dazu, die Auswirkungen von Kämpfen, Gefahren und anderen schädlichen Einflüssen auf die Charaktere darzustellen. Er ist ein wichtiges Element, um Spannung zu erzeugen, Herausforderungen zu schaffen und die Konsequenzen von Entscheidungen aufzuzeigen. Ein gut ausbalanciertes und durchdachtes Schadenssystem trägt dazu bei, das Spiel realistischer, dynamischer und unterhaltsamer zu gestalten. Ob als Spieler, der versucht, den Schaden an seinem Charakter zu minimieren, oder als Spielleiter, der den Schaden nutzt, um die Geschichte voranzutreiben – ein gutes Verständnis der Regeln und ein geschickter Umgang mit Schaden sind entscheidend für ein gelungenes P&P RPG-Erlebnis. Indem man die verschiedenen Arten von Schaden, ihre Quellen und Auswirkungen sowie die Möglichkeiten zu ihrer Vermeidung und Heilung kennt, kann man das Spiel noch intensiver und fesselnder gestalten.