Schadenswürfe in Pen-and-Paper-Rollenspielen: Ein umfassender Leitfaden

Schadenswürfe in Pen-and-Paper-Rollenspielen: Ein umfassender Leitfaden

Was ist ein Schadenswurf?

Ein Schadenswurf ist eine Art von Würfelwurf in vielen Pen-and-Paper-Rollenspielen (P&P RPGs), der dazu dient, die Menge an Schaden zu bestimmen, die ein erfolgreicher Angriff, ein Zauberspruch oder ein anderer Effekt einem Charakter, einer Kreatur oder einem Gegenstand zufügt. Schadenswürfe sind in der Regel Teil des Kampfsystems, können aber auch in anderen Situationen zum Einsatz kommen, z. B. bei Fallen, Naturkatastrophen oder magischen Effekten. Das Ergebnis eines Schadenswurfs wird in der Regel von den Trefferpunkten (TP) oder Lebenspunkten (LP) des Ziels abgezogen. Wenn die TP oder LP eines Charakters auf 0 oder darunter sinken, gilt er in den meisten Systemen als kampfunfähig, bewusstlos oder tot.

Ablauf eines Schadenswurfs

Obwohl die genauen Regeln für Schadenswürfe von System zu System variieren, folgt der Ablauf in der Regel einem ähnlichen Muster:

  1. Treffer feststellen: Zuerst muss festgestellt werden, ob der Angriff, der Zauber oder der Effekt sein Ziel trifft. Dies geschieht in der Regel durch einen Angriffswurf oder eine andere Art von Probe, die mit einem Verteidigungswert des Ziels (z. B. Rüstungsklasse) verglichen wird.
  2. Schadenswurf durchführen: Wenn der Angriff trifft, wird ein Schadenswurf durchgeführt. Dazu würfelt der Spieler oder Spielleiter mit einem oder mehreren Würfeln, die von der verwendeten Waffe, dem Zauberspruch oder der Fähigkeit abhängen.
  3. Modifikatoren anwenden: Zum Ergebnis des Schadenswurfs werden oft Modifikatoren addiert oder subtrahiert. Diese können sich aus den Attributen des Angreifers (z. B. Stärke bei Nahkampfangriffen), der Qualität der Waffe, besonderen Fähigkeiten oder anderen Faktoren ergeben.
  4. Schadensart bestimmen: In vielen Systemen gibt es verschiedene Schadensarten, wie z. B. Hieb-, Stich-, Feuerschaden oder Giftschaden. Die Art des Schadens kann wichtig sein, da manche Kreaturen gegen bestimmte Schadensarten resistent oder anfällig sind.
  5. Schaden anwenden: Der ermittelte Schaden wird von den Trefferpunkten oder Lebenspunkten des Ziels abgezogen.
  6. Besondere Effekte: Einige Angriffe oder Effekte haben neben dem Schaden noch zusätzliche Auswirkungen, wie z. B. das Verursachen von Zuständen (z. B. "verlangsamt", "betäubt"), das Zurückstoßen des Gegners oder das Zerstören von Ausrüstung.

Würfel und Schadenswerte

Die Art und Anzahl der Würfel, die für einen Schadenswurf verwendet werden, hängt vom jeweiligen System und der Schadensquelle ab. Einige gängige Beispiele sind:

  • Waffen: Viele Systeme legen für jede Waffe einen eigenen Schadenswert fest, der angibt, welche und wie viele Würfel verwendet werden. Z. B. könnte ein Kurzschwert 1W6 Schaden verursachen, ein Großschwert 2W6 oder ein Streitkolben 1W8.
  • Zaubersprüche: Zaubersprüche, die Schaden verursachen, haben in der Regel einen festgelegten Schadenswert, der sich oft mit der Stufe des Zauberers erhöht. Z. B. könnte ein Feuerball-Zauber 6W6 Feuerschaden verursachen, wobei pro Zauberstufe des Magiers ein weiterer W6 hinzukommen kann.
  • Fähigkeiten: Bestimmte Fähigkeiten oder Talente können den Schaden eines Charakters erhöhen, z. B. indem sie zusätzliche Würfel zum Schadenswurf hinzufügen oder es ihm erlauben, bestimmte Würfel erneut zu werfen.
  • Attribute: In den meisten Systemen beeinflussen Attribute wie Stärke oder Geschicklichkeit den Schaden im Nah- bzw. Fernkampf.
  • Kreaturenspezifisch: Viele Monster und Kreaturen haben eigene Schadenswerte und -würfel, die in ihren Beschreibungen festgelegt sind. Z. B. könnte ein Drache mit seinem Biss 2W10 + 6 Schadenspunkte und mit seinem Feueratem 12W6 Punkte Feuerschaden verursachen.

Modifikatoren und zusätzliche Effekte

Schadenswürfe können durch verschiedene Faktoren modifiziert werden oder zusätzliche Effekte haben:

  • Attributsmodifikatoren: In vielen Systemen wird der Schadenswurf durch den relevanten Attributsmodifikator des Angreifers ergänzt. Z. B. könnte ein Charakter mit einem Stärkewert von 18 (+4 Modifikator) bei einem Angriff mit einem Langschwert (1W8 Schaden) insgesamt 1W8 + 4 Schadenspunkte verursachen.
  • Waffenverbesserungen: Magische oder besonders hochwertige Waffen können einen Bonus auf den Schadenswurf geben, z. B. ein +1 Langschwert, das zusätzlich 1 Schadenspunkt verursacht.
  • Zusätzliche Schadenswürfel: Manche Fähigkeiten, Zauber oder Gegenstände ermöglichen es, zusätzliche Würfel zum Schadenswurf hinzuzufügen, z. B. wenn ein Schurke einen hinterhältigen Angriff ausführt oder ein Barbar in Raserei verfällt.
  • Multiplikatoren: In einigen Systemen, wie z. B. bei einem kritischen Treffer, kann der verursachte Schaden mit einem Faktor multipliziert werden, z. B. verdoppelt oder verdreifacht.
  • Zusätzliche Effekte: Manche Angriffe verursachen neben dem Schaden noch weitere Effekte, wie z. B. das Zurückstoßen des Gegners, das Zufügen von Zuständen (z. B. "vergiftet", "verlangsamt") oder das Zerstören von Ausrüstung.
  • Situationsbedingte Modifikatoren: Der Spielleiter kann je nach Situation Boni oder Mali auf den Schadenswurf vergeben, z. B. wenn der Angriff aus dem Hinterhalt erfolgt oder wenn das Ziel besonders gut gepanzert ist.

Kritische Treffer und Bonusschaden

Ein kritischer Treffer ist ein besonders gut gelungener Angriff, der in der Regel zusätzlichen Schaden verursacht. In vielen Systemen tritt ein kritischer Treffer ein, wenn der Spieler beim Angriffswurf die maximal mögliche Zahl auf dem Würfel erzielt (z. B. eine natürliche 20 auf einem W20). Die genauen Auswirkungen eines kritischen Treffers variieren, aber häufige Effekte sind:

  • Verdoppelter Schaden: Der gesamte verursachte Schaden wird verdoppelt, einschließlich aller Modifikatoren und zusätzlichen Schadenswürfel.
  • Maximierter Schaden: Der Schaden wird automatisch maximiert, d. h. es werden die maximalen Ergebnisse auf allen Schadenswürfeln angenommen, ohne dass gewürfelt werden muss.
  • Zusätzliche Würfel: Es werden zusätzliche Schadenswürfel geworfen, z. B. ein zusätzlicher W6 bei einem kritischen Treffer mit einem Langschwert.
  • Andere Effekte: Manche Systeme sehen vor, dass kritische Treffer zusätzliche Effekte haben, wie z. B. das Umwerfen des Gegners, das Abtrennen von Gliedmaßen oder das Ignorieren von Resistenzen.

Einige Systeme, wie z. B. *Pathfinder*, erfordern einen Bestätigungswurf, um einen kritischen Treffer zu bestätigen. Dabei muss der Spieler nach einem potenziellen kritischen Treffer einen weiteren Angriffswurf machen und eine bestimmte Schwierigkeit erreichen, um den zusätzlichen Schaden auszulösen.

Verschiedene Schadensarten

Viele Rollenspiele unterscheiden zwischen verschiedenen Schadensarten, die unterschiedliche Auswirkungen haben können. Einige häufige Schadensarten sind:

  • Waffenschaden: Schaden, der durch Waffen wie Schwerter, Äxte, Bögen oder Schusswaffen verursacht wird. Oft unterteilt in Kategorien wie Hieb-, Stich- oder stumpfen Schaden.
  • Feuerschaden: Schaden durch Feuer, Hitze oder Verbrennungen.
  • Kälteschaden: Schaden durch extreme Kälte, Eis oder Frost.
  • Säureschaden: Schaden durch Säure oder ätzende Substanzen.
  • Blitzschaden: Schaden durch Elektrizität oder Blitze.
  • Schallschaden: Schaden durch laute Geräusche oder Schallwellen.
  • Giftschaden: Schaden durch Gifte oder Toxine.
  • Psychischer Schaden: Schaden, der direkt den Geist oder die Psyche des Ziels angreift.
  • Nekrotischer Schaden: Schaden, der durch die Manipulation von Lebensenergie oder durch untote Kreaturen verursacht wird.
  • Strahlender Schaden: Schaden durch heilige oder gleißende Energie, oft wirksam gegen Untote oder böse Kreaturen.
  • Machtschaden: Schaden durch reine magische Energie.

Die Unterscheidung zwischen verschiedenen Schadensarten ist oft wichtig, da manche Kreaturen oder Charaktere Resistenzen, Immunitäten oder Anfälligkeiten für bestimmte Schadensarten haben können. Z. B. könnte ein Feuerdämon immun gegen Feuerschaden sein, aber doppelten Schaden durch Kälte erleiden.

Resistenz, Immunität und Schadensreduktion

Um die Überlebensfähigkeit von Charakteren und Kreaturen zu erhöhen und Kämpfe interessanter zu gestalten, haben viele Systeme Mechanismen, um erlittenen Schaden zu reduzieren oder ganz zu vermeiden:

  • Resistenz: Eine Kreatur mit einer Resistenz gegen eine bestimmte Schadensart erleidet nur den halben Schaden dieser Art. Z. B. könnte ein Dämon resistent gegen Feuerschaden sein und daher nur die Hälfte des Schadens eines Feuerballs erleiden.
  • Immunität: Eine Kreatur, die gegen eine Schadensart immun ist, erleidet keinen Schaden durch diese Art. Z. B. könnte ein Skelett immun gegen Stichwaffen oder ein Geist immun gegen nicht-magische Waffen sein.
  • Schadensreduktion: Manche Kreaturen oder Rüstungen haben eine Schadensreduktion, die den erlittenen Schaden um einen festen Wert reduziert. Z. B. könnte eine Kreatur mit Schadensreduktion 5/- jeden erlittenen Schaden um 5 Punkte reduzieren.
  • Verwundbarkeit/Anfälligkeit: Einige Kreaturen können eine Verwundbarkeit oder Anfälligkeit für eine bestimmte Schadensart haben, was dazu führt, dass sie doppelten Schaden durch diese Art erleiden. Z. B. könnte ein Troll eine Schwäche gegen Feuer haben und dadurch doppelten Feuerschaden erleiden.
  • Temporäre Trefferpunkte: Manche Zauber oder Fähigkeiten können einem Charakter temporäre Trefferpunkte verleihen, die zuerst verbraucht werden, bevor der Charakter Schaden an seinen normalen Trefferpunkten erleidet.

Schadenswürfe in verschiedenen Systemen

Hier sind einige Beispiele, wie Schadenswürfe in verschiedenen Systemen gehandhabt werden:

  • Dungeons & Dragons: Der Schaden hängt von der verwendeten Waffe oder dem Zauberspruch ab und wird mit einem oder mehreren Würfeln plus einem Attributsmodifikator ermittelt. Bei einem kritischen Treffer werden die Schadenswürfel verdoppelt.
  • Pathfinder: Ähnlich wie D&D, aber mit mehr Optionen für verschiedene Schadensarten und -quellen. Kritische Treffer müssen bestätigt werden und können den Schaden mit einem Faktor von 2 bis 4 multiplizieren.
  • Das Schwarze Auge: Der Schaden hängt von der Waffe und der Körperkraft ab. Rüstung reduziert den erlittenen Schaden direkt. Es gibt Regeln für verschiedene Trefferzonen und Verletzungen.
  • Shadowrun: Der Schaden wird durch die Waffe und die Anzahl der Erfolge beim Angriffswurf bestimmt. Rüstung reduziert den Schaden, indem sie dem Ziel zusätzliche Würfel zum Widerstand gegen den Schaden gibt.
  • World of Darkness: Der Schaden hängt von der Angriffsart und den Attributen des Angreifers ab. Rüstung kann den Schaden reduzieren. Es gibt verschiedene Schadensarten wie "Prellschaden", "Wundschaden" und "tödlichen Schaden".

Tipps für den Umgang mit Schadenswürfen

Hier sind einige Tipps für Spieler und Spielleiter zum Umgang mit Schadenswürfen:

Für Spieler:

  • Kenne deine Schadenswerte: Mache dich mit den Schadenswürfeln und -modifikatoren deiner Waffen, Zaubersprüche und Fähigkeiten vertraut.
  • Optimiere deinen Schaden: Wähle bei der Charaktererschaffung und -entwicklung Attribute, Fertigkeiten und Talente, die deinen Schaden maximieren, wenn du einen kampforientierten Charakter spielen möchtest.
  • Nutze verschiedene Schadensarten: Wenn möglich, setze verschiedene Schadensarten ein, um Resistenzen oder Immunitäten von Gegnern zu umgehen und ihre Schwächen auszunutzen.
  • Kombiniere Angriffe: Arbeite mit deinen Mitspielern zusammen, um eure Angriffe zu koordinieren und den Schaden zu maximieren. Nutzt Kombinationen aus verschiedenen Zaubern, Fähigkeiten oder Angriffen.
  • Achte auf kritische Treffer: Versuche, deine Chancen auf kritische Treffer zu erhöhen, z. B. durch die Wahl entsprechender Talente oder den Einsatz von Waffen mit einem hohen Bedrohungsbereich für kritische Treffer.
  • Spiele deinen Charakter aus: Berücksichtige beim Auswählen deiner Angriffe und der Art deines Vorgehens auch die Persönlichkeit, die Motivation und den Stil deines Charakters. Nicht alles muss immer nur auf maximalen Schaden ausgerichtet sein.

Für Spielleiter:

  • Mache Schadenswürfe transparent: Würfle offen oder teile den Spielern zumindest das Ergebnis der Schadenswürfe mit, damit sie die Auswirkungen nachvollziehen können.
  • Beschreibe den Schaden anschaulich: Beschreibe nicht nur die nackten Zahlen, sondern auch die Art und Weise, wie der Schaden zugefügt wird und wie sich dies auf das getroffene Ziel auswirkt. Mache die Kämpfe lebendig und greifbar.
  • Nutze verschiedene Schadensarten: Setze unterschiedliche Schadensarten ein, um die Spieler vor verschiedene Herausforderungen zu stellen und sie dazu zu bringen, ihre Taktiken anzupassen.
  • Passe den Schaden an: Achte darauf, dass der verursachte Schaden angemessen ist und die Spielbalance nicht zu sehr stört. Zu hoher oder zu niedriger Schaden kann schnell zu Frustration führen.
  • Verwende Schadensreduktion und Resistenzen: Setze Schadensreduktion, Resistenzen und Immunitäten gezielt ein, um bestimmte Monster widerstandsfähiger zu machen oder um die Spieler dazu zu bringen, ihre Taktiken zu überdenken.
  • Belohne kreative Lösungen: Wenn die Spieler kreative oder ungewöhnliche Wege finden, um Schaden zu verursachen oder zu erhöhen, belohne sie dafür, z. B. durch einen Bonus auf den Schadenswurf oder zusätzliche Effekte.
  • Nutze Schaden als erzählerisches Mittel: Verwende Schaden nicht nur als mechanisches Element, sondern auch als erzählerisches Mittel, um die Geschichte voranzutreiben, die Stimmung zu beeinflussen oder die Charakterentwicklung zu fördern.

Fazit

Schadenswürfe sind ein zentraler Bestandteil vieler Pen-and-Paper-Rollenspiele und dienen dazu, die Auswirkungen von Angriffen, Zaubern und anderen Effekten auf die Trefferpunkte und das Wohlbefinden der Charaktere zu bestimmen. Sie sind ein wichtiges Element des Kampfsystems, können aber auch in anderen Situationen zum Einsatz kommen, um die Gefährlichkeit von Fallen, Krankheiten oder Umwelteinflüssen darzustellen. Ein gut konzipiertes und ausbalanciertes System für Schadenswürfe trägt dazu bei, das Spiel spannend, dynamisch und herausfordernd zu gestalten. Es ermöglicht den Spielern, die Stärken ihrer Charaktere auszuspielen, taktische Entscheidungen zu treffen und die Früchte ihrer Bemühungen zu ernten. Gleichzeitig sorgt es dafür, dass Kämpfe und andere gefährliche Situationen nicht zu leichtfertig genommen werden und dass die Spieler die Konsequenzen ihres Handelns zu spüren bekommen. Ob man nun ein Fan von detaillierten Schadensregeln mit vielen Würfeln und Modifikatoren ist oder eher abstrakte und erzählerische Ansätze bevorzugt, Schadenswürfe sind aus der Welt der P&P RPGs nicht wegzudenken und werden auch in Zukunft ein prägendes Element dieses faszinierenden Hobbys bleiben.