Initiative in Pen-and-Paper-Rollenspielen

Erfahre alles über Initiative in Pen-and-Paper-Rollenspielen (P&P RPGs). Was ist Initiative, wie wird sie bestimmt und welche Rolle spielt sie im Kampf und in anderen Situationen?

Was ist Initiative?

Initiative ist ein Regelkonzept in vielen Pen-and-Paper-Rollenspielen (P&P RPGs), das die Reihenfolge der Aktionen von Charakteren und Kreaturen in einem Kampf oder einer anderen zeitkritischen Situation bestimmt. Sie legt fest, wer zuerst handeln darf und wer als letztes an der Reihe ist. Ein hoher Initiativewert ist in der Regel von Vorteil, da er es einem Charakter ermöglicht, vor seinen Gegnern zu agieren, Angriffe auszuführen, Zauber zu wirken oder sich in eine günstige Position zu bringen, bevor diese reagieren können.

Ermittlung der Initiative

Die genaue Methode zur Ermittlung der Initiative variiert von System zu System, aber in der Regel basiert sie auf einer Kombination aus Zufall und den Eigenschaften der beteiligten Charaktere. Die häufigsten Methoden sind:

  • Würfelwurf: Die meisten Systeme verwenden einen Würfelwurf, um die Initiative zu bestimmen. In *Dungeons & Dragons* (D&D) und *Pathfinder* wird z. B. ein W20 gewürfelt, zu dem der Geschicklichkeitsmodifikator des Charakters addiert wird.
  • Attributsabhängig: In vielen Systemen hängt die Initiative von einem bestimmten Attribut ab, meist von Geschicklichkeit, Reaktion oder Wahrnehmung. Je höher der Attributswert, desto besser die Initiative.
  • Fertigkeitsabhängig: In einigen Systemen kann die Initiative auch von einer speziellen Fertigkeit beeinflusst werden, die es dem Charakter ermöglicht, schneller zu reagieren oder den Kampf besser einzuschätzen.
  • Feste Werte: Manche Systeme verwenden feste Initiativwerte, die sich aus den Eigenschaften des Charakters ableiten und nicht gewürfelt werden müssen.
  • Kartenbasiert: Einige wenige Systeme verwenden Karten, um die Initiative zu bestimmen. Jeder Charakter zieht eine Karte und die Reihenfolge ergibt sich aus dem Kartenwert.

In der Regel wird die Initiative zu Beginn eines Kampfes oder einer anderen Situation, in der die Reihenfolge der Aktionen wichtig ist, einmalig ermittelt und gilt dann für die gesamte Dauer des Konflikts. Es gibt aber auch Systeme, in denen die Initiative in jeder Runde neu bestimmt wird.

Initiative in verschiedenen Systemen

Hier sind einige Beispiele, wie Initiative in verschiedenen Rollenspielsystemen gehandhabt wird:

  • Dungeons & Dragons (5. Edition): Jeder Teilnehmer würfelt einen W20 und addiert seinen Geschicklichkeitsmodifikator. Der höchste Wurf beginnt, danach geht es in absteigender Reihenfolge weiter. Bei Gleichstand entscheidet der höhere Geschicklichkeitswert oder ein weiterer Wurf.
  • Pathfinder: Ähnlich wie D&D, aber hier können auch andere Modifikatoren (z.B. durch Talente oder magische Gegenstände) hinzukommen.
  • Das Schwarze Auge: Die Initiative Basis ist abhängig von der verwendeten Aktion. Der Startwert kann durch verschiedene Eigenschaften modifiziert werden.
  • Shadowrun: Hier wird die Initiative mit mehreren Würfeln und dem Reaktionsattribut bestimmt. Außerdem gibt es die Möglichkeit, die Initiative durch den Einsatz von Karma oder Edge zu verbessern.
  • World of Darkness: Die Initiative basiert auf dem Geschicklichkeits- plus dem Wachsamkeitsattribut.
  • Fate: In *Fate* gibt es keine feste Initiative. Die Spieler und der Spielleiter einigen sich auf eine sinnvolle Reihenfolge, oder es wird reihum agiert.

Initiative im Kampf

In den meisten P&P RPGs spielt die Initiative vor allem im Kampf eine wichtige Rolle. Sie bestimmt, in welcher Reihenfolge die Charaktere und ihre Gegner agieren können. Ein Charakter mit einer hohen Initiative kann:

  • zuerst angreifen, bevor der Gegner reagieren kann.
  • sich in eine günstige Position bewegen, bevor der Gegner am Zug ist.
  • Zauber oder Fähigkeiten einsetzen, die den Kampfverlauf zu seinen Gunsten beeinflussen.
  • Verbündeten helfen oder sie schützen, bevor sie angegriffen werden.
  • auf unvorhergesehene Ereignisse schneller reagieren.

Umgekehrt bedeutet eine niedrige Initiative, dass ein Charakter oft zuletzt handelt und somit eingeschränkte Möglichkeiten hat, den Kampf zu seinen Gunsten zu beeinflussen.

Aktionsreihenfolge

Die Initiative bestimmt die Aktionsreihenfolge in einer Runde. Eine typische Reihenfolge könnte so aussehen:

  1. Der Charakter mit der höchsten Initiative handelt zuerst. Er kann seine Aktionen (Bewegung, Angriff, Zauber, etc.) in beliebiger Reihenfolge ausführen.
  2. Danach ist der Charakter mit der zweithöchsten Initiative an der Reihe, usw.
  3. Wenn alle Charaktere und Gegner gehandelt haben, beginnt die nächste Runde, und die Aktionen werden in der gleichen Reihenfolge wiederholt.

Einige Systeme verwenden komplexere Mechanismen, bei denen z. B. bestimmte Aktionen die Initiative für die nächste Runde beeinflussen oder bei denen die Charaktere ihre Aktionen in jeder Runde neu deklarieren müssen.

Überraschung und Hinterhalte

In vielen Systemen spielt die Initiative auch eine Rolle bei Überraschungsangriffen oder Hinterhalten. Wenn eine Gruppe von Charakteren eine andere überrascht, erhalten die Angreifer oft einen Vorteil in der ersten Runde des Kampfes.

Dies kann z. B. so aussehen, dass die überraschten Charaktere in der ersten Runde keine Aktionen ausführen können oder dass sie einen Malus auf ihre Initiative erhalten. In manchen Systemen gibt es auch spezielle Regeln für Hinterhalte, bei denen die Angreifer vor dem eigentlichen Kampfbeginn eine verdeckte Aktion ausführen können.

Modifikatoren und situationsbedingte Einflüsse

Die Initiative kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, z. B.:

  • Attribute: Wie bereits erwähnt, ist die Initiative in vielen Systemen an Attribute wie Geschicklichkeit, Reaktion oder Wahrnehmung gekoppelt.
  • Fertigkeiten: Manche Systeme haben Fertigkeiten, die die Initiative verbessern, z. B. "Schnell ziehen", "Kampfreflexe" oder "Aufmerksamkeit".
  • Ausrüstung: Bestimmte Ausrüstungsgegenstände, wie z. B. magische Amulette oder spezielle Waffen, können die Initiative erhöhen.
  • Situationsbedingte Faktoren: Der Spielleiter kann die Initiative auch an die jeweilige Situation anpassen. Ein Charakter, der auf einem erhöhten Punkt steht und den Kampf überblickt, könnte z. B. einen Bonus erhalten, während ein Charakter, der gerade aus dem Schlaf gerissen wird, einen Malus bekommen könnte.
  • Zauber und Fähigkeiten: Es gibt oft Zauber, Fähigkeiten oder Talente, die die Initiative eines Charakters oder die seiner Gegner beeinflussen können.

Varianten und optionale Regeln

Einige Spielleiter verwenden optionale Regeln oder Varianten, um die Initiative interessanter oder dynamischer zu gestalten:

  • Gruppeninitiative: Anstatt für jeden Charakter einzeln zu würfeln, wird eine Initiative für die gesamte Gruppe bestimmt. Dies kann das Spiel beschleunigen, nimmt aber den einzelnen Charakteren etwas von ihrer Individualität.
  • Popcorn-Initiative: Bei dieser Variante bestimmt der Charakter, der am höchsten gewürfelt hat, wer als nächstes an der Reihe ist. Dies kann zu interessanten taktischen Entscheidungen führen, da man z. B. einen verletzten Verbündeten vorziehen oder einem Gegner zuvorkommen kann.
  • Initiative zählen: Anstatt in jeder Runde die Initiative neu zu bestimmen, wird sie nur einmal zu Beginn des Kampfes ausgewürfelt. Die Charaktere und Gegner handeln dann in jeder Runde in der gleichen Reihenfolge.
  • Seitendifferenz-Initiative: Bei dieser Variante würfeln die Gegner und die Spieler jeweils nur als Gruppe und die Differenz bestimmt, wer in dieser Runde zuerst handeln darf.
  • Keine Initiative: Manche Systeme, wie z. B. *Fate*, verzichten ganz auf eine feste Initiative und lassen die Spieler und den Spielleiter die Reihenfolge der Aktionen nach den Erfordernissen der Situation bestimmen.

Initiative und Strategie

Die Initiative kann einen großen Einfluss auf den Ausgang eines Kampfes oder einer anderen zeitkritischen Situation haben. Daher ist es wichtig, sie bei der Planung und Ausführung von Aktionen zu berücksichtigen:

  • Charaktererschaffung: Bei der Erschaffung eines Charakters sollte man überlegen, ob man in eine hohe Initiative investieren möchte, z. B. durch die Wahl eines hohen Geschicklichkeitswerts oder die Auswahl von Fertigkeiten oder Talenten, die die Initiative verbessern.
  • Aktionsplanung: Wenn man am Zug ist, sollte man die Initiative der anderen Charaktere und Gegner berücksichtigen. Lohnt es sich, zuerst anzugreifen, oder sollte man lieber abwarten und auf die Aktionen der anderen reagieren?
  • Teamwork: In der Gruppe kann man sich absprechen und die Aktionen der Charaktere koordinieren, um die Initiative optimal zu nutzen. Z. B. könnte ein Charakter mit hoher Initiative zuerst einen mächtigen Zauber wirken, bevor die langsameren, aber stärkeren Kämpfer angreifen.
  • Gegner einschätzen: Als Spielleiter sollte man die Initiative der Gegner an die Situation und die Fähigkeiten der Spielercharaktere anpassen. Ein Hinterhalt oder eine Überraschung kann den Gegnern einen Vorteil verschaffen, während ein geplanter Angriff den Spielern die Möglichkeit geben sollte, zuerst zu handeln.

Beispiele für Initiativsysteme

Zum Abschluss noch ein paar konkrete Beispiele für Initiativsysteme aus verschiedenen Spielen:

  • Dungeons & Dragons (5. Edition): W20 + Geschicklichkeitsmodifikator.
  • Das Schwarze Auge (5. Edition): 8 + (Mut + Gewandheit + Intuition) / 3 (aufgerundet).
  • Shadowrun (6. Edition): (Reaktion + Intuition) W6, bei Gleichstand entscheidet die Anzahl der Erfolge.
  • Pathfinder (2. Edition): W20 + Wahrnehmungsmodifikator oder eine spezifische Fertigkeit.

Fazit

Die Initiative ist ein wichtiges Regelkonzept in vielen Pen-and-Paper-Rollenspielen, das die Reihenfolge der Aktionen in Kämpfen und anderen zeitkritischen Situationen bestimmt. Sie basiert oft auf einer Kombination aus Zufall und den Eigenschaften der Charaktere und kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden. Eine hohe Initiative ist in der Regel von Vorteil, da sie es einem Charakter ermöglicht, schneller und flexibler zu agieren. Die genaue Ausgestaltung der Initiativregeln variiert von System zu System und prägt das Spielgefühl und die taktischen Möglichkeiten. Ob man nun ein Fan von detaillierten Regeln ist oder ein eher erzählerisches Spiel bevorzugt, die Initiative ist ein zentrales Element vieler P&P RPGs, das es zu meistern gilt.