Erfahrungspunkte (EP/XP) in Pen-and-Paper-Rollenspielen

Was sind Erfahrungspunkte?

Erfahrungspunkte (EP oder XP) sind eine numerische Repräsentation der Lernerfolge und der wachsenden Fähigkeiten eines Charakters in vielen Pen-and-Paper-Rollenspielen (P&P RPGs). Sie sind ein Maß für die gesammelte Erfahrung und das gesteigerte Können des Charakters im Laufe seiner Abenteuer. Spieler erhalten in der Regel Erfahrungspunkte für das Überwinden von Herausforderungen, das Erreichen von Zielen und das gute Ausspielen ihres Charakters. Diese Punkte können dann verwendet werden, um den Charakter zu verbessern, z. B. durch das Steigern von Attributen, das Erlernen neuer Fertigkeiten oder den Aufstieg in eine neue Stufe.

Wie erhält man Erfahrungspunkte?

Die Vergabe von Erfahrungspunkten ist in der Regel die Aufgabe des Spielleiters (SL). Die genauen Kriterien und die Menge der vergebenen Punkte variieren von System zu System, aber typische Anlässe für den Erhalt von Erfahrungspunkten sind:

  • Überwinden von Gegnern: Das Besiegen von Monstern oder feindlichen NSCs im Kampf ist eine klassische Quelle für Erfahrungspunkte. Die Menge der erhaltenen Punkte hängt oft von der Stärke und der Anzahl der besiegten Gegner ab.
  • Abschließen von Quests oder Abenteuern: Das Erreichen von Zielen, das Lösen von Rätseln oder das Erfüllen von Aufgaben wird oft mit Erfahrungspunkten belohnt.
  • Erreichen von Meilensteinen: In manchen Systemen vergibt der Spielleiter Erfahrungspunkte für das Erreichen bestimmter Meilensteine in der Geschichte oder in der Entwicklung des Charakters.
  • Gutes Rollenspiel: Einige Spielleiter belohnen gutes oder engagiertes Rollenspiel mit Erfahrungspunkten, um die Spieler zu motivieren, sich in ihre Charaktere hineinzuversetzen und die Geschichte aktiv mitzugestalten.
  • Entdecken neuer Orte: Das Erkunden neuer und unbekannter Orte kann in manchen Systemen ebenfalls Erfahrungspunkte einbringen.
  • Überwinden von Fallen oder Hindernissen: Das erfolgreiche Entschärfen von Fallen, das Überklettern von Hindernissen oder das Lösen von Rätseln kann ebenfalls Erfahrungspunkte einbringen.

Wofür werden Erfahrungspunkte verwendet?

Erfahrungspunkte dienen in erster Linie dazu, den Charakter zu verbessern und weiterzuentwickeln. Die genauen Mechanismen variieren von System zu System, aber die häufigsten Verwendungen sind:

  • Stufenaufstieg: In vielen Systemen, wie z. B. *Dungeons & Dragons* oder *Pathfinder*, sammeln die Charaktere Erfahrungspunkte, um in Stufen (Levels) aufzusteigen. Mit jeder neuen Stufe verbessern sich in der Regel die grundlegenden Werte des Charakters (z. B. Trefferpunkte, Angriffsbonus) und er erhält Zugang zu neuen Fähigkeiten, Zaubern oder Talenten.
  • Fertigkeitssteigerung: In manchen Systemen können Erfahrungspunkte direkt verwendet werden, um die Fertigkeiten des Charakters zu verbessern.
  • Attributssteigerung: Einige Systeme erlauben es, mit Erfahrungspunkten die Attribute des Charakters zu steigern.
  • Erlernen neuer Fähigkeiten: Erfahrungspunkte können manchmal auch verwendet werden, um neue Talente, Vorteile oder andere besondere Fähigkeiten zu erlernen, die nicht an eine Stufe gebunden sind.
  • Kauf von Vorteilen: In manchen Systemen, wie z. B. *GURPS* oder *Savage Worlds*, können Erfahrungspunkte verwendet werden, um bestimmte Vorteile oder Verbesserungen für den Charakter zu "kaufen".

Erfahrungspunkte in verschiedenen Systemen

Hier sind einige Beispiele, wie Erfahrungspunkte in verschiedenen Rollenspielsystemen gehandhabt werden:

  • Dungeons & Dragons: In den meisten Editionen von D&D erhalten die Charaktere Erfahrungspunkte für das Besiegen von Monstern und das Abschließen von Quests. Mit einer bestimmten Anzahl an Erfahrungspunkten steigen sie eine Stufe auf, wodurch sich ihre Werte verbessern und sie neue Klassenfähigkeiten erhalten.
  • Pathfinder: Funktioniert ähnlich wie D&D, mit Erfahrungspunkten für besiegte Gegner und erreichte Ziele. Auch hier führen genügend Punkte zum Stufenaufstieg.
  • Das Schwarze Auge: Verwendet ein System von Abenteuerpunkten (AP), die die Spieler direkt in die Steigerung von Attributen, Fertigkeiten oder die Verbesserung von Talenten investieren können.
  • Shadowrun: Nutzt ein Karma-System, bei dem die Charaktere Karma-Punkte erhalten, die sie für die Verbesserung von Fertigkeiten, Attributen und den Kauf neuer Vorteile ausgeben können.
  • World of Darkness: In den meisten *World of Darkness*-Spielen gibt es Erfahrungspunkte, mit denen die Spieler neue Fähigkeiten oder Kräfte kaufen oder bestehende verbessern können.
  • Fate: Verwendet ein System von Meilensteinen, an denen die Charaktere ihre Fähigkeiten und Aspekte verbessern können, anstelle von klassischen Erfahrungspunkten.

Alternative Erfahrungssysteme

Nicht alle Rollenspiele verwenden ein System von Erfahrungspunkten. Einige Alternativen sind:

  • Stufenaufstieg nach Spielsitzungen: Der Spielleiter kann festlegen, dass die Charaktere nach jeder Spielsitzung oder nach einer bestimmten Anzahl von Sitzungen automatisch eine Stufe aufsteigen.
  • Stufenaufstieg nach Meilensteinen: Der Spielleiter kann festlegen, dass die Charaktere nach Erreichen bestimmter Meilensteine in der Geschichte eine Stufe aufsteigen, z. B. nach dem Abschluss eines wichtigen Abenteuers oder dem Besiegen eines mächtigen Gegners.
  • Kein Stufensystem: Manche Systeme, wie z. B. *Fate* oder *Apocalypse World*, verzichten ganz auf ein Stufensystem und ermöglichen es den Spielern stattdessen, ihre Charaktere auf andere Weise weiterzuentwickeln, z. B. durch das Verändern von Aspekten oder das Auswählen neuer Fähigkeiten aus einer Liste.
  • Direkte Verbesserungen: In wieder anderen Spielen verbessern sich Fertigkeiten oder Attribute direkt durch die Benutzung im Spiel.

Erfahrungspunkte und Spielmotivation

Erfahrungspunkte sind ein wichtiges Instrument, um die Motivation der Spieler zu steuern. Sie bieten ein klares System von Belohnungen und Zielen, auf die die Spieler hinarbeiten können. Das Sammeln von Erfahrungspunkten und das Aufsteigen in Stufen oder das Verbessern der eigenen Fähigkeiten kann sehr befriedigend sein und die Spieler dazu anspornen, sich aktiv am Spiel zu beteiligen und Herausforderungen zu suchen.

Allerdings kann ein zu starker Fokus auf Erfahrungspunkte auch dazu führen, dass der Spielspaß und das eigentliche Rollenspiel in den Hintergrund gedrängt werden. Manche Spieler neigen dann dazu, nur noch von einem Kampf zum nächsten zu hetzen, um möglichst schnell Erfahrungspunkte zu sammeln, ohne die Geschichte oder die Interaktion mit der Welt und ihren Bewohnern zu genießen.

Kritik an Erfahrungspunkten

Trotz ihrer weiten Verbreitung sind Erfahrungspunkte nicht unumstritten. Einige Kritikpunkte sind:

  • Fokus auf Kampf: Da in vielen Systemen das Besiegen von Gegnern die Hauptquelle für Erfahrungspunkte ist, kann dies dazu führen, dass Kämpfe überbetont werden und andere Aspekte des Spiels zu kurz kommen.
  • "Gamismus": Ein zu starker Fokus auf Erfahrungspunkte kann den Spielern den Eindruck vermitteln, dass es beim Rollenspiel nur ums Gewinnen und um die Optimierung des eigenen Charakters geht, anstatt um das gemeinsame Erleben einer Geschichte.
  • Unlogische Charakterentwicklung: In manchen Fällen kann das System der Erfahrungspunkte zu einer unlogischen oder inkonsistenten Charakterentwicklung führen, z. B. wenn ein Charakter plötzlich neue Fähigkeiten erlernt, ohne dass es dafür eine plausible Erklärung in der Geschichte gibt.
  • Aufwändige Buchführung: Das ständige Zählen und Verwalten von Erfahrungspunkten kann aufwändig und ablenkend sein, besonders für den Spielleiter.

Fazit

Erfahrungspunkte sind ein weit verbreitetes und bewährtes Mittel, um den Fortschritt und die Entwicklung von Charakteren in Pen-and-Paper-Rollenspielen abzubilden. Sie bieten den Spielern ein klares System von Zielen und Belohnungen und können die Motivation fördern. Allerdings sollten sie nicht zum Selbstzweck werden und das eigentliche Rollenspiel in den Hintergrund drängen. Ein guter Spielleiter wird darauf achten, dass Erfahrungspunkte in einem angemessenen Verhältnis zu den anderen Elementen des Spiels stehen und dass sie die Geschichte und den Spielspaß unterstützen, anstatt sie zu dominieren. Ob und wie Erfahrungspunkte eingesetzt werden, hängt letztlich vom jeweiligen System, den Vorlieben der Spielgruppe und dem gewünschten Spielstil ab.