Dungeon Master (DM) in Pen-and-Paper-Rollenspielen
Erfahre alles über die Rolle des Dungeon Masters (DM) in Pen-and-Paper-Rollenspielen (P&P RPGs) wie Dungeons & Dragons. Was sind die Aufgaben eines DMs und wie leitet man eine Spielsitzung?
Was ist ein Dungeon Master (DM)?
Der Dungeon Master (DM) ist eine zentrale Figur in vielen Pen-and-Paper-Rollenspielen (P&P RPGs), insbesondere in *Dungeons & Dragons* (D&D) und davon abgeleiteten Systemen. Der DM ist der Spielleiter, der die Spielwelt, die Nicht-Spieler-Charaktere (NSCs) und die Handlung der Abenteuer kontrolliert. Er ist gleichzeitig Erzähler, Schiedsrichter und Organisator der Spielsitzung. Der Begriff "Dungeon Master" leitet sich von den klassischen Dungeon-Crawl-Abenteuern ab, in denen die Spieler Dungeons erkunden, hat sich aber als allgemeine Bezeichnung für die Spielleiterrolle in vielen Fantasy-Rollenspielen etabliert.
Die Aufgaben eines DMs
Die Aufgaben eines DMs sind vielfältig und umfassen unter anderem:
- Vorbereitung der Spielsitzungen: Der DM entwirft oder wählt Abenteuer aus, bereitet die Schauplätze, Begegnungen und Herausforderungen vor und macht sich mit den Regeln und der Spielwelt vertraut.
- Beschreibung der Spielwelt: Der DM beschreibt den Spielern die Umgebung, die Atmosphäre und die Ereignisse in der Spielwelt. Er erweckt die Welt mit seinen Worten zum Leben und schafft die Grundlage für die Vorstellungskraft der Spieler.
- Steuerung der NSCs: Der DM schlüpft in die Rollen aller Nicht-Spieler-Charaktere, von Händlern über Monster bis hin zu wichtigen Handlungsträgern. Er verleiht ihnen Persönlichkeit, spricht in ihren Stimmen und bestimmt ihre Handlungen.
- Leitung der Handlung: Der DM gibt die grobe Richtung der Geschichte vor, führt die Spieler durch das Abenteuer und reagiert auf ihre Entscheidungen und Aktionen.
- Regelauslegung: Der DM ist die letzte Instanz in Regelfragen. Er interpretiert die Regeln, entscheidet über den Ausgang von Aktionen und sorgt für einen fairen Spielablauf.
- Schaffung einer unterhaltsamen Spielerfahrung: Letztlich ist es die Aufgabe des DMs, dafür zu sorgen, dass alle Spieler am Tisch eine gute Zeit haben und das Spiel genießen.
Andere Bezeichnungen für die Spielleiter-Rolle
Obwohl der Begriff "Dungeon Master" am bekanntesten ist, gibt es in anderen Rollenspielen auch andere Bezeichnungen für die Spielleiter-Rolle:
- Game Master (GM): Eine allgemeine Bezeichnung für den Spielleiter, die in vielen Systemen verwendet wird, z. B. in *GURPS*, *Call of Cthulhu* und den meisten *World of Darkness*-Spielen.
- Spielleiter (SL): Die im deutschsprachigen Raum am weitesten verbreitete Bezeichnung.
- Erzähler: Diese Bezeichnung wird oft in Spielen verwendet, die einen starken Fokus auf die erzählerischen Aspekte des Rollenspiels legen, z. B. in *Fate* oder *Apocalypse World*.
- Referee: Eine ältere Bezeichnung, die vor allem in frühen Rollenspielen wie *Traveller* verwendet wurde.
- Keeper of Arcane Lore: Die offizielle Bezeichnung für den Spielleiter in *Call of Cthulhu*.
- Meister: Im deutschsprachigen Raum, vor allem bei *Das Schwarze Auge*, eine weitere gängige Bezeichnung für den Spielleiter.
Unabhängig von der genauen Bezeichnung sind die grundlegenden Aufgaben und Verantwortlichkeiten des Spielleiters in den meisten Systemen ähnlich.
Vorbereitung einer Spielsitzung
Eine gute Vorbereitung ist für den DM unerlässlich. Sie umfasst in der Regel die folgenden Schritte:
- Auswahl oder Entwurf eines Abenteuers: Der DM kann entweder ein vorgefertigtes Abenteuer verwenden oder ein eigenes Abenteuer entwerfen.
- Studium der Regeln: Der DM sollte die Regeln des verwendeten Systems gut kennen, insbesondere die Regeln, die für das geplante Abenteuer relevant sind.
- Vorbereitung der Schauplätze: Der DM erstellt oder besorgt Karten der wichtigsten Schauplätze, wie z. B. Dungeons, Städte oder Wildnisgebiete.
- Ausarbeitung von NSCs: Der DM bereitet die wichtigsten Nicht-Spieler-Charaktere vor, die in dem Abenteuer vorkommen, und überlegt sich ihre Persönlichkeit, Motivationen und Beziehungen zu den Spielercharakteren.
- Planung von Begegnungen: Der DM plant die Herausforderungen, denen die Spieler begegnen werden, z. B. Kämpfe, Rätsel oder soziale Interaktionen. Dazu gehört auch die Auswahl und Vorbereitung von Monstern oder Gegnern.
- Besorgen von Spielmaterial: Der DM stellt sicher, dass alle benötigten Spielmaterialien vorhanden sind, wie z. B. Würfel, Charakterbögen, Stifte, Papier und eventuell Miniaturen oder andere Hilfsmittel.
- Erstellen von Notizen: Viele DMs erstellen sich Notizen, um den Überblick über die Handlung, die NSCs und wichtige Details des Abenteuers zu behalten.
Leitung einer Spielsitzung
Während der Spielsitzung hat der DM folgende Aufgaben:
- Einführung in das Abenteuer: Der DM gibt den Spielern eine Einführung in das Abenteuer und erklärt ihnen die Ausgangssituation und ihre anfänglichen Ziele.
- Beschreiben der Szenen: Der DM beschreibt den Spielern, was ihre Charaktere sehen, hören und wahrnehmen, wenn sie die Spielwelt erkunden.
- Leiten der Handlung: Der DM führt die Spieler durch die Geschichte, stellt ihnen Herausforderungen und reagiert auf ihre Entscheidungen und Aktionen.
- Darstellen der NSCs: Der DM übernimmt die Rolle aller Nicht-Spieler-Charaktere und interagiert mit den Spielern in diesen Rollen.
- Leiten von Kämpfen: Der DM leitet die Kämpfe, beschreibt die Aktionen der Gegner, würfelt für sie und berechnet die Auswirkungen von Angriffen und anderen Aktionen.
- Anwenden und Auslegen der Regeln: Der DM wendet die Regeln des Spiels an und trifft Entscheidungen in unklaren Situationen.
- Verwalten von Belohnungen: Der DM vergibt Erfahrungspunkte, Schätze und andere Belohnungen an die Spielercharaktere.
- Improvisieren: Da die Spieler oft unerwartete Dinge tun, muss der DM in der Lage sein, zu improvisieren und die Geschichte spontan anzupassen.
Tipps für angehende DMs
Hier sind einige Tipps für angehende DMs, die ihre ersten Spielsitzungen leiten möchten:
- Klein anfangen: Beginne mit einem kurzen, einfachen Abenteuer und einer kleinen Gruppe von Spielern, idealerweise mit Einsteigern.
- Vorbereitet sein: Investiere genügend Zeit in die Vorbereitung, aber plane nicht alles bis ins kleinste Detail. Lass Raum für die Entscheidungen und die Kreativität der Spieler.
- Kenne die Regeln: Du musst nicht jede Regel auswendig kennen, aber du solltest mit den Grundregeln und den Regeln für die Charaktere deiner Spieler vertraut sein.
- Sei fair und konsistent: Wende die Regeln konsequent an und behandle alle Spieler gleich.
- Sei flexibel: Sei bereit, von deinem Plan abzuweichen, wenn die Spieler eine unerwartete Richtung einschlagen. Improvisiere und nutze ihre Ideen.
- Beschreibe anschaulich: Nutze deine Sinne, um die Spielwelt für die Spieler lebendig werden zu lassen. Beschreibe nicht nur, was sie sehen, sondern auch, was sie hören, riechen und fühlen.
- Gib den Spielern Raum: Lass die Spieler ihre Charaktere ausspielen und die Geschichte mitgestalten. Dränge ihnen nicht deine eigene Vision auf.
- Höre auf das Feedback der Spieler: Frage die Spieler nach der Sitzung nach ihrem Feedback und nutze es, um dich als DM zu verbessern.
- Habe keine Angst vor Fehlern: Jeder macht Fehler, auch erfahrene DMs. Lerne daraus und mach weiter.
- Habe Spaß: Das Wichtigste ist, dass du und deine Spieler Spaß am Spiel haben. Entspann dich und genieße die gemeinsame Zeit.
Herausforderungen der Spielleitung
Die Rolle des DMs kann herausfordernd sein und erfordert einiges an Geschick, Kreativität und sozialer Kompetenz. Einige typische Herausforderungen sind:
- Zeitaufwand: Die Vorbereitung von Spielsitzungen kann sehr zeitaufwendig sein, insbesondere wenn man eigene Abenteuer entwirft.
- Umgang mit unerwarteten Spieleraktionen: Spieler tun oft Dinge, die der DM nicht vorhergesehen hat. Dann ist Improvisationstalent gefragt.
- Konfliktlösung: Manchmal kann es zu Konflikten am Spieltisch kommen, sei es zwischen den Spielern oder zwischen Spielern und dem DM. Der DM muss in der Lage sein, diese Konflikte zu schlichten und eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind.
- Aufrechterhaltung der Spielbalance: Der DM muss darauf achten, dass das Spiel weder zu leicht noch zu schwer ist und dass alle Spielercharaktere eine Chance haben, zu glänzen.
- Umgang mit schwierigen Spielern: Manche Spieler können durch ihr Verhalten den Spielspaß der anderen beeinträchtigen, z. B. durch ständiges Unterbrechen, Regeldiskussionen oder unangemessenes Rollenspiel. Der DM muss in der Lage sein, mit solchen Situationen umzugehen und Grenzen zu setzen.
- Kreative Erschöpfung: Das ständige Erschaffen neuer Abenteuer, NSCs und Herausforderungen kann auf Dauer anstrengend sein. Es ist wichtig, sich als DM auch mal eine Auszeit zu nehmen oder auf vorgefertigte Materialien zurückzugreifen.
Berühmte DMs
In den letzten Jahren haben einige DMs durch Podcasts, Live-Streams oder Videos große Bekanntheit erlangt und die Wahrnehmung des Hobbys in der Öffentlichkeit mitgeprägt. Einige Beispiele sind:
- Matt Mercer: Der DM von *Critical Role*, einer der erfolgreichsten und einflussreichsten *D&D*-Shows im Internet.
- Chris Perkins: Ein langjähriger *D&D*-Designer und -Autor, der als DM für *Acquisitions Incorporated* und andere Live-Spiele bekannt ist.
- Brennan Lee Mulligan: Der DM von *Dimension 20*, einer Show, die für ihre kreativen Settings und ihren Humor bekannt ist.
- Matt Colville: Ein Autor und Game Designer, der auf YouTube einen beliebten Kanal mit Tipps für DMs betreibt.
Fazit
Der Dungeon Master ist der Spielleiter, der Geschichtenerzähler, der Schiedsrichter und der Organisator in einem und trägt damit eine große Verantwortung für das Gelingen einer Pen-and-Paper-Rollenspielrunde. Die Rolle des DMs erfordert einiges an Vorbereitung, Kreativität, Improvisationstalent und sozialer Kompetenz, ist aber auch eine der lohnendsten und erfüllendsten Rollen im Spiel. Ein guter DM kann eine Spielsitzung zu einem unvergesslichen Erlebnis machen und die Spieler in seinen Bann ziehen. Wenn du dich der Herausforderung gewachsen fühlst und Freude am Erschaffen und Leiten von Geschichten hast, könnte die Rolle des DMs genau das Richtige für dich sein.